Das neue evangelische Gemeindezentrum liegt nicht nur im schönsten Gewann der March, sondern auch auf dem geschichtlich betrachtet bei weitem interessantesten Platz: am Fuße des größten noch erhaltenen Grabhügels im südlichen Oberrheingraben aus der Keltenzeit. In der frühen Eisenzeit, auch Hallstattzeit genannt (800-450 v. Chr.), zeichnet sich deutlich eine soziale Gliederung bei den Kelten ab. Ein Teil der Bevölkerung, die Vornehmen (Adligen? Heerführer?), wird im Grabhügel bestattet, der andere Teil an anderer Stelle in Flachgräbern. Je höher die Stellung des Toten bei seinen Stammesgenossen war, desto größer sein Grabhügel. Der Grabhügel, an dem das evangelische Gemeindezentrum liegt, war ursprünglich höher und mit geringerem Durchmesser, er wurde im Laufe der Jahrhunderte stark eingeebnet. Es gibt im Breisgau an die 25-30 solcher „Löh-bücke“ (Löh=Le=künstlicher Hügel=Grabmal). Zwischen Buchheim und Hugstetten kann man außer dem Bürgle (hieß es ursprünglich Bürgleh?) noch 4-5 flache Grabhügel feststellen, weshalb das Gewann bis auf den heutigen Tag Lehfeld – Gräberfeld heißt.

Geöffnet wurde das Bürgle(h) im Jahre 1884 von Dr. Ernst Wagner, der über die Öffnung minutiös berichtet hat (Die Akten darüber liegen beim Landesdenkmalamt). Wagner hatte festgestellt, daß es sich bei dem Bürgle(h) um das Grab eines hochgestellten Kelten (Heerführer oder Stammesfürsten) mit seinen Gefolgsleuten handelt. Berühmt wurde seine Ausgrabung auch durch den Fund einer bunten, vollständig erhaltenen Keramik-Urne, die zu den prachtvollsten Stücken der Hallstattzeit überhaupt gehört. Ob das Grabmal mit dem vornehmen Toten in der vorgeschichtlichen Zeit unseres Dorfes geplündert worden ist, weiß man nicht, es ist jedoch anzunehmen. Wir wissen, wo die Kelten unserer Heimat begraben sind, wir wissen aber immer noch nicht, wo sie gewohnt haben. Feststeht, daß sie seßhaft waren und in wehrhaften Dörfern wohnten. Vermutlich lagen die Wehrdörfer der Kelten auf dem Marchhügel, vielleicht auf der Hohle, von wo sie ihre Totenhügel immer im Blick hatten.

Ein paar hundert Meter östlich vom neuen Gemeindezentrum, über dem Mühlenbach, im Degentel auf Hugstetter Gemarkung, liegt ein zweiter, wenn auch „jüngerer“ vorgeschichtlicher Friedhof. Die alamannischen Völkerbewegungen des 5. und 6. Jahrhunderts n. Chr. waren zur Ruhe gekommen, die Alamannen wurden seßhaft. Es entstehen die Orte mit -hausen, -hofen und -stetten. In diese Zeit fällt die Entstehung von Hugstetten. Der noch nicht erforschte Alamannenfriedhof im Degentel bei Hugstetten mit Gräbern aus dem 6./7. Jahrhundert beweist es. Auch hier ein einzigartiger Fund aus dieser Zeit: die Tierkopffibel vom Gräberfeld in Hugstetten.

Noch eine andere Erinnerung an die Geschichte Buchheims wird mit der Einweihung des evangelischen Gemeindezentrums wieder lebendig. Das Gemeindezentrum liegt an der Konrad-Stürtzel-Straße. Konrad Stürtzel von Buchheim, Doktor der Rechte und Kanzler Kaiser Maximilians 1 (um 1500) errichtete in Buchheim eine bedeutende Grundherrschaft, die zeitweilig alle Marchdörfer umfaßte. Einer seiner Nachkommen, Ulrich Stürtzel von Buchheim (1572-1620), in den Diensten des evangelischen Markgrafen von Baden stehend, trat zum Protestantismus über. Auch Buchheim, Sitz seiner Herrschaft, sollte evangelisch werden. Bis auf den heutigen Tag erzählt man sich in Buchheim die Geschichte, Ulrich habe von den Buchheimern verlangt, daß sie ihre Kirchenfahnen und Paramente in die Dreisam (oder den Stegenbach) werfen sollten. Die Buchheimer seien auch mit Paramenten und Fahnen zur Dreisam gezogen, hätten dort aber kehrtgemacht und Fahnen und Meßgewänder wieder in die Kirche zurückgebracht. Ulrich von Stürtzel kehrte später wieder zum katholischen Glauben zurück. Diesem Sinneswandel verdanken die Buchheimer ihr schönstes Baudenkmal: Hochchor und Turm der St. Georgskirche.

Vergessen sind die Toten der Kelten- und Alamannenzeit, vergessen die Konfessionsstreitigkeiten des Mittelalters. Friedlich steht das evangelische Gemeindezentrum zwischen den Grabhügeln der Kelten, beschützt im Norden von der ehrwürdigen St. Georgskirche in Buchheim und im Süden von der neuen Pfarrkirche St. Gallus in Hugstetten, beiden zurufend: „Ich sei, gewährt mir die Bitte, in Eurem Bunde der Dritte!“

Franz Winterhalter, Buchheim
[1976]

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